Archiv für den Monat: Januar 2022

Zehn Mythen: was du glaubst, über Depressionen zu wissen

Lange Zeit war ich davon überzeugt, mir jede Menge Wissen zu Depressionen angeeignet zu haben. Ich war mir sicher, das Wichtigste zu wissen, und ich kam mir richtig gut informiert vor.

Wenn Du meinen Blog schon länger verfolgst, dann weißt Du, dass ich eines Tages beschlossen habe, möglichst viel über Depressionen in Erfahrung zu bringen – in der Hoffnung, ich würde so endlich eine Lösung für mich finden und mich endlich von der Depression befreien können. Wie Du weißt, war ich damit erfolgreich.
Als ich mich aber an die Recherche gemacht habe, habe ich noch etwas ganz anderes herausgefunden: Vieles, was ich vorher dachte zu wissen, war einfach falsch. Im Gegensatz dazu, wusste ich wesentliche Fakten zu Depressionen überhaupt nicht. Ich werde Dich heute über sehr verbreitete Mythen aufklären.

1) Depressionen werden durch ein chemisches Ungleichgewicht ausgelöst

Depressionen müssen nicht unbedingt im Gehirn ihren Ursprung haben. Vielmehr können sonstige körperliche Unregelmäßigkeiten und Probleme Depressionen auslösen oder haben zumindest einen Effekt auf sie. Die Erklärung mit dem chemischen Ungleichgewicht und der Rolle, die Serotonin hierbei zugeschrieben wird, ist hingegen überhaupt nicht bewiesen. Mit keiner einzigen Studie konnte bislang belegt werden, dass ein niedriger Serotoninspiegel die Ursache für Depressionen ist – weder Untersuchungen am Menschen noch an Tieren haben das eindeutig beweisen können. Deswegen ist die Auffassung, dass eine Pille, die den Serotoninspiegel manipuliert, die Depressionen heilen würde, schlichtweg falsch.

2) Depressionen stehen nicht im Zusammenhang mit Entzündungen

Was allerdings als bewiesen gilt, ist, dass Depressionen durch Entzündungen hervorgerufen werden können. Dieser Fakt hat mich tatsächlich sehr überrascht. Warum hatte man mich noch nie darüber aufgeklärt? In der wissenschaftlichen Literatur wird die Bedeutung von Entzündungen im Kontext von Depressionen seit etwa 20 Jahren hervorgehoben. Leider dauert es jedoch etwa 17 Jahre, bis wissenschaftliche Erkenntnisse auch bei unseren Ärzten ankommen.

3) Antidepressiva führen zur Verbesserung des Befindens

Entgegen der allgemeinen Annahme, Antidepressiva würden Depressionen heilen, haben zahlreiche wissenschaftliche Langzeitstudien gezeigt, dass die Psychopharmaka den Verlauf psychischer Erkrankungen oft sogar verschlechtern. Die Inkaufnahme von Risiken wie Leberschäden, Blutungen, Gewichtszunahme, sexueller Dysfunktion und eine Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten ist also kaum gerechtfertigt. Eine weitere Nebenwirkung ist das aggressive Verhalten, das unter Antidepressiva-Einfluss registriert werden kann. Nicht nur Selbstmord, sondern auch Totschlag sind bereits mit Antidepressiva-Einnahmen in Verbindung gebracht worden.

4) Antidepressiva machen nicht abhängig

Das, was die meisten Betroffenen als am schlimmsten empfinden, ist die Tatsache, dass es ungemein schwer ist, Antidepressiva wieder abzusetzen. Das, was Mediziner „Absetzsymptome“ nennen, sind in Wahrheit starke Entzugserscheinungen, die es so schwer machen, von den Pillen wieder loszukommen, wie von Alkohol oder Opiaten.

5) Antidepressiva heilen

Selbst wenn man davon ausgeht, dass Antidepressiva bei einigen Menschen durchaus einen positiven Effekt haben, kann man nicht behaupten, dass diese Medikamente eine Depression heilen könnten. Schließlich würdest Du ja auch nicht ernsthaft behaupten, dass Alkoholkonsum Schüchternheit heilen kann.

6) Depressionen werden vererbt

Wahrscheinlich hast du auch schon davon gehört, dass Depressionen vererbt werden. Im Jahr 2003 wurde in einer renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht, dass sich ein Zusammenhang zwischen der genetischen Disposition und der Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, beobachten lässt. Dieser Mythos hält sich bis heute – obwohl diese Annahmen bereits vor über zehn Jahren in einer groß angelegten Metaanalyse mit Daten von 14.000 Patienten widerlegt wurde.

7) Nur Psychiater können Antidepressiva verschreiben

Immer wieder begegne ich der Auffassung, dass nur Psychiater Antidepressiva verschreiben dürfen. Auch ich habe das damals gedacht und bin eigentlich zu meinem Hausarzt gegangen, damit er mir eine Überweisung für den Psychiater gibt. Stattdessen verließ ich die Praxis aber schon mit einem Rezept für Psychopharmaka. Dabei bin ich kein Einzelfall und die Behandlung von Ärzten, die gar nicht auf psychische Erkrankungen spezialisiert sind, kann fatal sein. Eine Untersuchung zur Prävalenz von psychischen Störungen der Abteilung für psychische Gesundheit der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health har gezeigt, dass die meisten Menschen, die Antidepressiva einnehmen, die offiziellen medizinischen Diagnosekriterien für eine schwere Depression, für Zwangs-, Angst- oder Panikstörungen, gar nicht erfüllen.

8) Körperliche Probleme können nichts mit den Symptomen einer Depression zu tun haben

Ich gebe zu, dass es naheliegt: Wenn man eine Depression oder eine andere psychische Störung bei sich vermutet, geht man davon aus, dass es sich um ein seelisches Problem handelt. Auch viele Ärzte kommen leider nicht auf die Idee, andere Ursachen in Erwägung zu ziehen. Das Schwachstelle hierbei: Zahlreiche körperliche Fehlfunktionen können ebenfalls Symptome einer Depression hervorrufen. Ein besonders häufiges Beispiel hierfür ist eine Funktionsstörung der Schilddrüse – trotzdem lassen Ärzte diese oft gar nicht erst untersuchen. Korrekt wäre es hingegen, den gesamten Körper als ein komplexes Ökosystem zu betrachten und zum Beispiel die Darmgesundheit, hormonelle Wechselwirkungen, das Immunsystem oder den Blutzuckerhaushalt zu überprüfen.

9) Ein Lebenswandel kann eine hartnäckige Depression nicht bessern

Insbesondere bei langanhaltenden und schweren Depressionen wird der Griff zur Pille oft als einzige Lösung anerkannt. Das habe auch ich den Ärzten lange Zeit geglaubt. Mittlerweile weiß ich jedoch aus eigener Erfahrung, dass ein gesunder Lebenswandel Wunder wirken kann. Hierzu zählen eine Ernährungsumstellung (Reduzierung von ungesunden Fetten, Zucker, Milchprodukten und Gluten), die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie B-Vitaminen und Probiotika, die Vermeidung von Giftstoffen wie Fluorid im Leitungswasser oder Chemikalien in gängigen Arzneimitteln sowie Duftstoffen in Kosmetika. Auch ausreichend Schlaf, Bewegung und Entspannungstechniken sind nicht zu vernachlässigen.

10) Eine Depression ist eine Krankheit und sonst nichts

Ein verheerender Fehler ist es außerdem, die Depression einfach nur als eine Krankheit zu verstehen, die man medikamentös behandeln kann und sich weiterhin um nicht mehr kümmern muss. Dabei kann uns die Depression so viel sagen: Sie kann Dir sagen, dass etwas nicht stimmt. Stell Dir vor, Du lässt Dich wegen Deiner Depression durchchecken und es kommt heraus, dass Du einen schwerwiegenden Vitaminmangel hast. Du kannst die Depression somit als eine Chance auf ein neues, gesünderes Leben verstehen, wenn Du herausfindest, was wirklich der Auslöser ist und ihn effektiv behandelst.

Ich hoffe, ich habe mit meinem heutigen Beitrag geholfen, mit ein paar Mythen zum Thema Depression aufzuräumen. Vielleicht kann ich Dich ja sogar dabei unterstützen, Deine Depression endlich loszuwerden.
In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute!

Martin