Mittlerweile habe ich schon viele Beiträge geschrieben, mit denen Du die wichtigsten Werkzeuge in der Hand hältst, um Deine Depression zu bekämpfen. Allerdings ist es jetzt an Dir, die Initiative zu ergreifen, denn ich kann Dich nur mit Informationen und Tipps versorgen, aber Dich nicht zwingen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.
Um es mit einer Metapher zu sagen: Ich kann Dir den Hammer geben, aber du musst den Nagel treffen.
Ich hatte Glück im Unglück. In der schlimmsten Phase meines Lebens fand ich das Buch „Was die Seele essen will: Die Mood Cure“ von Julia Ross, dank dessen ich von den Zusammenhängen zwischen Ernährung, Neurotransmittern und Aminosäuren sowie anderen Nährstoffen erfahren habe.
Hätte ich nicht in jenem Moment diese Information erhalten, wer weiß, ob ich jetzt noch leben würde.
Aber es war nicht nur die Information, es war noch ein anderer Gesichtspunkt, der mir geholfen hat, mich aus dem Sumpf der Depressionen zu befreien.
Die meisten Personen, die depressiv sind, haben viele Menschen, die sich um sie kümmern. Ohne es zu wollen, unterstützen diese uns liebenden Personen uns jedoch auch dabei, nichts an unserer Situation zu ändern. Denn wir bekommen zu hören, dass unser Leben ja wirklich schwierig ist und dass es nur gerechtfertigt ist, dass wir uns schrecklich fühlen und deprimiert sind.
Natürlich ist dieses verständnisvolle und einfühlsame Verhalten von unseren Freunden und Verwandten erst einmal angenehm für uns. Allerdings ist das für uns auf die Dauer nicht besonders förderlich, weil wir somit nicht die Notwendigkeit sehen, etwas an unserer Situation zu ändern.
Ich hatte damals niemanden, der sich um mich gekümmert hat. Damals fand ich das furchtbar, heute glaube ich, dass mir das das Leben gerettet hat – bzw. dass ich deswegen erkannt habe, dass nur ich selbst mir mein Leben retten kann.
Denn – ob wir wollen oder nicht – wie haben alle bestimmte Verhaltensweisen, die unserer Genesung im Wege stehen. Du solltest einmal ehrlich zu Dir selbst sein und überprüfen, ob Du eine dieser Verhaltensweisen von Dir kennst:
Gefällt es Dir vielleicht an Deiner Depression, dass andere Menschen …
- Dir Aufmerksamkeit schenken,
- Dir Liebe entgegenbringen,
- Mitleid mit Dir haben,
- Dich vor Risiken schützen,
- Dinge für Dich erledigen, weil sie sich schlecht fühlen,
- Dir bestätigen, dass Du es nicht wert bist oder keine Liebe verdienst oder
- anerkennen, dass Du Schmerzen hast, damit es sich für Dich noch echter anfühlt.
Wenn Du auch nur eine dieser Fragen mit „ja“ beantworten kannst, solltest Du versuchen, Deine Einstellung und Dein Verhalten zu ändern, sonst wirst Du Deine Depression nicht heilen können. Ich meine damit nicht, dass Du Deine Freunde nicht um Hilfe, Unterstützung oder Ratschläge bitten sollst. Bitte versteh mich nicht falsch.
Aber das, was ich gerade beschrieben habe, sind keine Einstellungen, die jemand hat, der Hilfe möchte. Vielmehr passen sie zu jemanden, der sich in seinem Selbstmitleid bestätigt sehen möchte. Und eben von einer solchen Einstellung solltest Du Dich verabschieden.
Mach Dir am besten eines immer wieder und wieder klar: Nur Du kannst Dein Leben retten. Übernimm die Verantwortung für Dein eigenes Leben und nutze die Tipps, die ich Dir an die Hand gegeben habe.
In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg und alles Gute!
Martin