Ich hatte bereits beim Thema Psychotherapie ein wenig über positive Gedanken gesprochen. Erinnerst Du Dich? Heute will ich mich dem Thema noch einmal etwas intensiver widmen.
Wenn Du mir auch nur ein bisschen ähnlich sein solltest, dann müsstest Du davon besessen sein, positiv denken zu wollen.
Da mir nicht nur Freunde, sondern auch Therapeuten und Ärzte nahelegten, mir würde es besser gehen, wenn ich endlich aufhören würde so negativ zu sein, wünschte ich mir schließlich nichts mehr so sehr wie meine Gedanken endlich kontrollieren zu können.
Die meisten vielverkauften Ratgeber oder berühmten Coaches machen sich das positive Denken als Leitspruch, als würde dann plötzlich alles im Leben gelingen und auch, als wäre es so einfach, von einem Tag auf den anderen positiv zu denken. Kein Wunder also, dass ich in dem positiven Denken den Schlüssel zu meinem Glück und den Weg aus der Depression erkannte. Aber ich bekam das mit dem positiven Denken einfach nicht hin.
Was stimmte also nicht mit mir? Warum schaffte ich es nicht, die Dinge einfach nur ein wenig positiver zu betrachten?
Nachdem ich so gut wie alle Ratgeber aus der Buchhandlung zum positiven Denken bereits kannte, fiel mir schließlich ein Buch in die Hand, dass den Fokus vom Denken auf das Essen verschob. Die Autorin des Buchs plädiert in ihrem Werk dafür, eine gesunde Ernährung sowie Nahrungsergänzungsmittel gegen Stimmungsschwankungen und Depressionen einzusetzen.
Davon, dass man das positive Denken erlernen müsste, stand in dem Buch gar nichts. Mit der Zeit wurde mir auch klar, warum. Positives Denken hilft vielleicht dabei, das Leben erfolgreich zu meistern. Aber: Wenn man eine Depression hat, deren Ursachen ganz anders begründet sind, dann kann das positive Denken überhaupt gar nichts ausrichten. Und wenn man eine Depression hat, kann man auch nicht so einfach auf ein positives Denken umschalten. Leider!
Ich gebe Dir mal ein Beispiel, damit Du mich besser verstehst: Wenn Du eine Glutenunverträglichkeit hast, dann wirst Du diese nicht dadurch heilen, dass Du positiv denkst. Und wenn Du jeden Tag fünf Scheiben Brot ist und jede Menge Nudeln isst, dann wirst Du wegen Deiner körperlichen Reaktion darauf vermutlich auch dermaßen schlecht fühlen, dass es Dir wohl nicht gelingen wird, positiv zu denken.
Auch die Depression kann eine körperliche Reaktion sein, die sich zeigt, wenn in Deinem Gehirn Neurotransmitter fehlen. In diesem Fall benötigst Du die entsprechenden Nährstoffe, die in Deinem Gehirn das Gleichgewicht wiederherstellen.
Das heißt natürlich nicht, dass ich das positive Denken ablehne – im Gegenteil. Wenn Du das zusätzlich zur Nährstoffeinnahme in einer Psychotherapie erlernst, kann ich das nur begrüßen. Allerdings wird die Psychotherapie alleine wohl kaum nutzen.
Depressionen sollten aus verschiedenen Winkeln behandelt werden. Ideal ist es, wenn Du gesunde Ernährung, Bewegung, Entspannung sowie Schlaf kombinierst und Dir die Unterstützung besorgst, die Du benötigst. Das wird Dir garantiert mehr helfen, als den ganzen Tag in Deinem Zimmer zu sitzen und zu versuchen, positiv zu denken.